Die Schwärzdorfer Feuerwehr

Günter Ehrlicher war der letzte Wehrleiter von Schwärzdorf. 30 Jahre nachdem die Feuerwehrleute auseinandergingen, haben er und weitere ehemalige Feuerwehrleute des Ortes auf Bitte von Freies Wort die Dokumente aus dem Schrank geholt und die Erinnerungen wachgerufen.

 

Günter Ehrlicher ist 1971 Mitglied der Feuerwehr geworden. Warum? "Weil ich nicht in die Kampfgruppe wollte und im Feuerwehrdienst etwas Sinnvolleres für mein Dorf sah als die Kampfgruppe", erinnert sich der Schwärzdorfer. 1978 übernahm er dann das Wehrleiteramt von Horst Keller.

 

Brände musste die Feuerwehr in dieser Zeit glücklicherweise nicht bekämpfen. Die letzten beiden größeren Brandereignisse waren zwei Scheunenbrände in den 1950er Jahren gewesen: einer 1954 im hinteren Dorf, verursacht durch zündelnde Vorschulkinder, und einer am Dorfgasthaus, verursacht wahrscheinlich durch einen Funken beim Strohhäckseln. Dennoch wussten die Feuerwehrleute, dass man der Ruhe niemals trauen kann. Die Schwärzdorfer Geschichte ist voller Brände. Horst Keller weiß noch, dass es in der DDR jedes Jahr Versammlungen zum Thema Brandschutz gab und im Herbst vor der Heizperiode Feuerstättenschauen in allen Häusern.

 

Als Günter Ehrlicher das Feuerwehramt übernahm, da war aus jeder Altersklasse ein Schwärzdorfer bei der Feuerwehr. Der Älteste war Karl Backert. Den kennen betagte Sonneberger noch als den Straßenkehrer am Bahnhof. Jahrgang 1915 und seit 1937 Feuerwehrmann. Bis zuletzt trug er stolz diese Uniform.

 

Die Feuerwehrtechnik war einfach: Eine Tragkraftspritze, die entweder von Hand mit dem Wagen gezogen wurde oder später mit dem Traktor von Bernd Knobloch. Wo die Spritzenhäuser standen, das wissen nur noch wenige Leute. Das letzte wurde 1969 in freiwilligen Arbeitsstunden zu Ehren des 20. Jahrestages der DDR erbaut. Vorher stand die Feuerwehrtechnik in einem Anbau am Schulhaus. Und noch davor? Das weiß Traudel Baumann. An der Straße nach Eichitz, da etwa, wo heute ihr Wohnhaus steht.

 

Günter Ehrlicher hat viele Einsatzberichte aufgehoben und stellt heute fest: "Wir waren einfach das Mädchen für alles und ersetzten die Gemeindearbeiter. Wir hielten nicht nur den Löschteich in Ordnung, wir schaufelten und pickelten Gräben für die Wasserleitung in den harten Lehmboden, kümmerten uns auch um die offenen Straßengräben oder beräumten den Schuttplatz an der Märzgasse. Wir machten Waldeinsätze am Konreuth." Willi Starost, der einige Jahre bei der Feuerwehr mitmachte, erinnert sich, dass die Feuerwehrleute auch Löcher für Masten aushoben.

 

Die Einsätze wurden von der Gemeinde auch finanziell honoriert. Karl Bätz erinnert sich, dass es für Ausflüge verwendet wurde. Günter Ehrlicher berichtet von den Feuerwehrbällen in der Gastwirtschaft von Irmgard Knobloch. Seine Frau Bärbel erzählt: "Das waren riesige Feste mit viel Frohsinn. Polonaise durch das ganze Haus, selbst durch die aufgehängte Wäsche."

 

Sie kann sich aber auch noch erinnern, dass sie den Silvesterkarpfen 1978 alleine schlachten musste und mit den Schwiegereltern gegessen hat. Günter war ausgerückt, um einen Wassereinbruch im Dorf bei den Grundstücken von Albin Liebermann, Bernhard Buhl und Ulrich Muffel aufzuhalten. Auch für die Familien von Heinz Barnikol-Oettler, Wolfgang Buhl, Udo Liebermann, Erwin Buhl, Klaus Wöhner, Wolfgang Steiner, Gerhard Wöhner, Helmut Liebermann, Hartmut Weber und Karli Bätz fiel das Silvester buchstäblich ins Wasser. So geht es aus dem Einsatzbericht hervor.

 

Günter Ehrlicher hat die Namen seiner Vorgänger als Wehrführer oder Brandschutzverantwortliche aufgelistet: Ernst Hauck, Willy Bätz, Günter Wicklein, Paul Meuchau, Bernhard Buhl, Rolf Genze, Manfred Igler, Wolfgang Steiner und Host Keller.

 

Hinter manchen Leuten steht ein Fragezeichen, weil es keine geschriebene Feuerwehrchronik gibt. Besonders dankbar ist Günter Ehrlicher seinem Nachbarn Wolfgang Steiner (1930-2017), der ihm viel Wissen für die Tätigkeit des Wehrleiters vermittelte. Fotos gibt es von den Feuerwehrleuten nur wenige.

 

1991 endete das Wirken der Schwärzdorfer Wehr. Dies hatte mehrere Gründe. Ein Generationswechsel stand ohnehin an, doch die jungen Männer mussten sich nach Lehrstellen im Westen umschauen. Ihre Väter hatten oft genug die Arbeit verloren und mussten nach Oberfranken pendeln. Die Freizeit, die man der Feuerwehr hätte widmen können, war nicht vorhanden. Auch die Technik hätte erneuert werden müssen. Die Gemeinden drängten auf größere Einheiten, um diese effektiv ausstatten zu können.

 

Ein Zusammenschluss mit den Föritzern kam, aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande. So löste sich die Schwärzdorfer Feuerwehr 1991 auf.

Brandereignisse in Eichitz, Schwärzdorf und Föritz

1856 Brand des Anwesens von Georg Faber.
1865 Brand des Anwesens Grünbeck in Föritz.
1881 Januar - Brand der Scheune des Gottlieb Heublein in Schwärzdorf.
1882 November - Brand der Scheune der Witwe Engel in Eichitz.
1887 Kalter Blitzschlag in die Scheune des Simon Stegner in Schwärzdorf.
1889 Brand des Hauses von Maurer Johann Peter Engelhardt und der Witwe Metzler in Föritz.
1892 Die Wohnhäuser des Martin Schultheiß, Friedrich Gruber und Johann Heublein brennen in Föritz nieder.
1896 Das der Witwe Barbara Schindhelm gehörige Wohnhaus in Schwärzdorf brennt ab. Pächter war Johann Precht.
1899 Nacht vom 12. zum 13. Januar - Brand der Scheune des Emil Engel. Ein heftiger Sturm gefährdet die Nachbargebäude. Brandstiftung - Die Täter wurden nicht ermittelt.
1913 21. August, morgens 3 Uhr - Brand des Anwesens Max Schindhelm in Schwärzdorf (Hausnr. 48). Der Neubau begann bereits ab September.
1913 29. August, 23.30 Uhr nachts - Brand des Wohnhauses von Georg und Luzie Stumpf in Schwärzdorf. Durch Funkenregen wird das Schulgebäude gefährdet. Die Entstehungsursache blieb unbekannt.
1927 7. März - Brand im Haus von Oskar Heublein. Die Ursache war vermutlich ein Kurzschluss. Die Feuerwehr konnte das Übergreifen auf andere Häuser verhindern. Das danebenstehende Wohnhaus der Witwe Emma Bätz stürzte am 16. Februar 1928 plötzlich ein, weil es durch das Löschwasser stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, die Bewohner konnten sich retten.
1931 14. September, 21 Uhr - Brand der Gastwirtschaft von Alfred Schindhelm (Gasthaus Engel). Das Feuer hatte in kurzer Zeit den gesamten Dachstuhl in helle Flammen gesetzt. Familienangehörige und Nachbarn mussten zeitgenössischen Berichten zufolge alles aufbieten, um wenigstens das Vieh und die Habe aus den Räumen zu bringen. Die Ortsfeuerwehr war schnell zur Stelle und griff mit Schlauchleitungen an. Wenigstens der untere Teil des Hauses, der sogenannte Hauskasten konnte gerettet werden. Wie das Feuer entstanden ist, darüber bestand keine Klarheit.
1933 Fastnachtsdienstag, 28. Februar gegen 20.30 Uhr - Brand der Scheune bei Emil Bätz (Detschen Emil). Der Brand verbreitete sich schnell und griff auf das Nachbargebäude über. Der Feuerwehr gelang es, den Brand auf den Herd zu beschränken und das Wohngebäude zu halten, allerdings wurde der Giebel beschädigt. Helfend war auch die Wehr von Neuhaus in den Nachbarort geeilt. Im Saal von Alfred Schindhelm wurde gerade ein Ball abgehalten - Panik brach aus. Welch ein Zusammentreffen von Ereignissen: Das Reichstagsgebäude brannte zeitgleich am 27. und 28. Februar. Dies hatte die Menschen ohnehin erschüttert.
1954 18. November - Brand der Scheune Faber im hinteren Dorf, verursacht durch zündelnde Vorschulkinder. Der Schaden betrug 40 000 Mark.
1958 Brand der Scheune am Dorfgasthaus. Auslöser war wahrscheinlich ein Funke beim Häckseln des Strohs.
2019 30. Oktober - Dachstuhlbrand im Anwesen Wicklein/Faber.

(Quelle: Freies Wort - von Martina Hunka)

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