Ein interessantes Interview mit unserem Ortsbrandmeister Holger Wicklein wurde vor einigen Tagen in der Tageszeitung "Freies Wort" veröffentlicht. Im Gespräch mit Cathrin Nicolai geht es um die Arbeit der Feuerwehren der Gemeinde Föritztal und um das neue Löschwasserkonzept, welches gerade erarbeitet wird.
Herr Wicklein, Sie haben für insgesamt elf Ortsteilfeuerwehren der Gemeinde Föritztal den Hut auf. Ist es schwierig, die Interessen aller unter einen Hut zu kriegen?
Nein, ist es nicht. Jeder von uns ist mit Leib und Seele Feuerwehrmann oder -frau und immer zur Stelle, wenn es notwendig ist. Wir haben insgesamt 220 Einsatzkräfte, darunter 30 weibliche Angehörige und 73 Atemschutzgeräteträger. In der Alters- und Ehrenabteilung haben wir 94 Mitglieder. Diese Zahlen sollen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir zu jeder Tageszeit genug Einsatzkräfte benötigen. Wir würden uns deshalb freuen, wenn sich weitere Interessenten im Alter zwischen 16 und 67 melden und in den Ortsteilfeuerwehren mitmachen.
Da sind aber die Nachwuchs-Floriansjünger noch nicht mit eingerechnet, oder?
Nein. Wir haben 93 Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 18 Jahren, die in den Jugendfeuerwehren der Orte von den jeweiligen Jugendwarten betreut werden. Aber Nachwuchs kann man nie genug haben. Deswegen würden wir uns freuen, wenn weitere Kinder den Weg zu uns in die Feuerwehr finden würden. Einfach mal ins Internet schauen und die Auftritte der Jugendfeuerwehren anschauen. Die Dienste sind sehr abwechslungsreich und unsere Mitstreiter sind immer begeistert.
Wie viele Einsätze fallen denn im Jahr so bei Ihnen an?
Ich möchte das an den Zahlen aus dem vergangenen Jahr deutlich machen. Da sind unsere Wehren zu 12 Bränden ausgerückt. Diese teilten sich in sieben Kleinbrände, vier Mittelbrände und einen Großbrand auf. Den größten Teil der Einsätze machen inzwischen die technischen Hilfeleistungen aus. Davon hatten wir im Jahr 2021 insgesamt 65 Einsätze. Diese teilen sich in 22 Ölspuren, einmal Gefahrgut, viermal Menschen in Notlagen, achtmal Verkehrsunfälle, 18-mal Wasser- und Sturmschäden, einmal Amtshilfe Polizei, zweimal sonstige Einsätze und neun Einsätze zur Unterstützung des Rettungsdienstes auf. Für uns immer sehr ärgerlich sind die sechs Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen oder durch falsche Anrufe in der Leitstelle. Die gibt es leider viel zu oft, aber das kann man nicht ändern. Im Schnitt liegen die Zahlen so etwa jedes Jahr gleich.
Zusätzlich zu den Einsätzen vor Ort, waren Sie aber auch im Ahrtal, um dort zu helfen...
Das ist richtig und zwar gleich zweimal. Beim ersten Einsatz waren wir mit vier Kameraden und beim zweiten mit fünf Leuten dabei. Für uns sind diese Tage unvergessen. Was wir dort gesehen haben ist nicht ansatzweise mit den Bildern im Fernsehen zu vergleichen. Wir sind beispielsweise über einen Hügel in einen Ort gefahren und da war gar nichts mehr – keine Grundplatte, kein Keller, einfach alles weg. Die Bewohner haben uns sehr nett empfangen und sich gefreut, dass wir anpacken. Die allerwenigsten wussten allerdings wo Lindenberg liegt und haben gestaunt, welch weite Anreise wir in Kauf genommen haben. Sehr gefreut habe ich mich in diesem Zusammenhang über meine Schule. Ich bin ja als Lehrer an der Realschule II in Kronach tätig und habe von der Flutkatastrophe berichtet. Es ist doch ein bisschen anders, wenn einer live dabei gewesen ist. Spontan haben dann die Schüler der Klassen 5 bis 9 entschieden, dass sie das Geld, das sie für ihren sozialen Tag nach den mündlichen Prüfungen bekommen, nicht für sich behalten, sondern spenden. Da sind immerhin 8000 Euro zusammengekommen.
Neben den Einsätzen, nimmt die Ausbildung breiten Raum der Feuerwehrtätigkeit ein. Ist es nicht schwierig, die immer zu garantieren?
Doch das ist es, aber die Vorschriften werden auch immer höher. So darf man jetzt beispielsweise nur Wehrleiter werden, wenn man mindestens Gruppenführer ist. Früher hatte man dazu zwei Jahre Zeit, das zu absolvieren. Eine Ausbildung zum Gruppen- oder Zugführer dauert an der Feuerwehrschule in Bad Köstritz zwei Wochen, aber die Dauer ist nicht das Problem. Viel schwieriger ist es, einen Platz in einem der Lehrgänge zu bekommen. Da unser Landkreis von der Bevölkerungszahl sehr klein ist, bekommen wir nur wenige Plätze.
Im Gemeinderat ist vor Kurzem über ein Löschwasserkonzept gesprochen worden. Wofür braucht man das?
Ganz einfach, um im Ernstfall helfen zu können, also sprich das Feuer löschen zu können. Für das Löschwasser ist aber nicht wie viele vielleicht meinen der Wasserzweckverband, sondern die Gemeinde zuständig.
Aber bis jetzt ging es doch auch ohne Konzept oder?
Stimmt, aber in der Vergangenheit hat sich einiges geändert. So gibt es heute beispielsweise weniger Hochbehälter. Die aber waren notwendig, damit ein gewisser Druck, den wir als Feuerwehr brauchen, an den Hydranten ankommt. Außerdem wurde das Trinkwassernetz ausgebaut und ist nicht mehr für das Löschwasser ausgelegt. Im Erstangriff dürfen wir zwar noch an das Netz ran. Wir müssen aber schnell eine andere Löschwasserentnahmestelle nutzen. Und dies ist nicht so einfach, da man ja bedenken muss, dass schon eine einfache Pumpe wie die TS 8 800 Liter Wasser pro Minute liefert.
Das heißt, sie müssen andere Reserven vorhalten...
Genau. Wir haben deshalb eine Arbeitsgruppe gebildet, in der neben mir auch Bauamtsleiterin Steffi Standke und Ordnungsamtsleiter Ronny Eichhorn mitwirken. Gerne sind auch Gemeinderäte, die sich ja bekanntlich in ihren Orten meist noch besser auskennen, willkommen. Gemeinsam schauen wir uns an, wo ein Fluss, ein Teich oder ein anderes Gewässer ist. Im Notfall dürften wir ja auch an einen Privatteich oder sogar an den Swimmingpool. Ich habe in einer Zeichnung festgehalten, wo man, da wo kein Wasser ist, im Umkreis von 300 Meter, etwas wie zum Beispiel eine Zisterne bauen müsste. Aber auch das geht nicht so einfach, denn dann braucht man auch den Grund, den müsste die Gemeinde also kaufen. Genau genommen müsste die Gemeinde eigentlich ein komplett neues Netz für die Löschwasserversorgung bauen, aber das ist natürlich immens teuer. Deshalb wollen wir sukzessive arbeiten, bestehende Möglichkeiten nutzen und da, wo es nichts gibt, etwas bauen. Aber das geht nur Stück für Stück, die Gelder müssen dafür jedes Jahr in den Haushalt eingestellt werden.
Wo gibt es beispielsweise große Schwierigkeiten?
In Weidhausen. Hier haben wir nur ein Hydrantennetz, müssen also dringend etwas machen, um die Löschwasserversorgung zu garantieren. Derzeit gibt es Überlegungen, in der Nähe des Kindergartens eine Zisterne zu bauen. Damit könnten eventuelle Brände sowohl in Weidhausen als auch in der Siedlung gelöscht werden. Nicht ganz einfach ist es auch in Neuenbau. Hier gibt es zwar ein "Schwimmbad", aber das ist im Winter schlecht zu erreichen.
Und wo sieht es nicht ganz so schlimm aus?
In Mupperg. Hier gibt es am Ortseingang eine ehemalige, wassertechnische Anlage. Diese könnte man wieder ertüchtigen und einen Saugstelle integrieren.
Es kann ja auch sein, dass es in einem der Gewerbegebiete der Gemeinde brennt. Dann braucht man sicher noch mehr Wasser. Wie sieht es da aus?
Das ist zum Glück geregelt, die Firmen müssen einen gewissen Grundschutz an Wasser für solche Fälle vorhalten. Die PWG in Neuhaus-Schierschnitz hat zum Beispiel einen Teich, in dem es ein extra Rohr gibt, von dem wir als Feuerwehr ansaugen können. Ähnlich sieht es auch bei kürzlichen Neubauten aus. Ob der Kindergarten am Marker Hang, der Kultursaal oder jetzt der Schulcampus – für all diese Vorhaben ist schon bei den Planungen ein Nachweis zu erbringen, dass es genügend Löschwasser gibt und Saugstellen angelegt sind.
(Quelle: Freies Wort - von Cathrin Nicolai)